Call for Papers
Offenes Panel beim 28. Wissenschaftlicher Kongress der DVPW, 14.–16. September 2021: „Wir haben die Wahl! Politik in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung“ — “It’s our Choice! Politics in Times of Uncertainty and Autocratisation”
Organisator*innen:
- Christoph, Stefan, Universität Regensburg
Stefan1.Christoph@rz.uni-regensburg.de - Schönberger, Marlene, Ludwig-Maximilians-Universität München
Marlene.Schoenberger@gsi.uni-muenchen.de
Beschreibung:
Dass Verschwörungsdenken vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie in der öffentlichen Wahrnehmung zunimmt, ist wenig überraschend: Schon immer dienten konspiratorische Ideen als Erklärungsansätze für Pandemien. So beschreibt Cassius Dio, Kriminelle seien für absichtliche Ausbreitung der antoninischen Pest bezahlt worden (Dio 73, 14). Aus der Zeit der Großen Pest stammen antisemitische Brunnenvergiftungslegenden. Unsicherheit wie in Pandemiezeiten ist ein zentraler Ursachenfaktor für Entstehung und Verbreitung von Verschwörungsdenken.
Autor*innen streiten sich darüber, ob Verschwörungsideologien in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch die steigende Unsicherheit in einer globalisierten und unüberschaubaren Welt tatsächlich zugenommen haben oder ob sie nur eine größere mediale Verbreitung finden. Unstrittig scheint aber, dass sie – auch schon vor der Corona-Pandemie – einen deutlich wahrnehmbaren Platz im gesellschaftlichen und politischen Diskurs einnehmen.
Dabei reicht Unsicherheit alleine nicht als Erklärungsstrategie für die Ausbreitung von Verschwörungsdenken aus. Autoritäre Weltbilder sind Grundlage für die Entstehung von Verschwörungsideologien, die auf einem intentionalen Geschichtsbild beruhen. Zugleich scheinen Verschwörungsideologien Teil populistischer Heilsversprechen zu sein: Die Weiterverbreitung von Verschwörungsideologien manifestiert sich als zentrale populistische Strategie, möglicherweise begründet durch den autoritären Charakter der Verschwörungsideologien gleichzeitig aber die Nähe des Populismus zum Autoritarismus.
Beiträge können insbesondere die folgenden Themenkomplexen behandeln:
- Inhaltlich-vergleichende Betrachtungen (vergleichende inhaltliche Kategorisierung; Nähe zum Antisemitismus)
- Betrachtungen aus dem Bereich Demokratie- und Transitionsforschung (Auswirkung auf Stabilität oder Legitimität von Systemen; Auswirkungen auf Parteiensysteme und Mechanismen der Entscheidungsfindung; Rolle von Verschwörungsideologien bei Systemwechseln, insbesondere der jüngeren Geschichte)
- Betrachtungen und Ansätze aus dem Feld der politischen Bildung (Sprachlosigkeit der liberalen Demokratie; Stärkung der liberalen Demokratie; Ansätze zu einem liberaldemokratischen Narrativ – jeweils bezogen auf Verschwörungsideologien)
Beiträge können noch bis zum 28. Februar 2021 hier per Formular eingereicht werden.