Haushaltsrede im Bezirkstag 2022

Vie­len Dank Herr Prä­si­dent,
lie­be Kolleg*innen,
lie­be Pres­se, lie­be Interessierte,

Inzwi­schen haben wir das drit­te Coro­na-Jahr hin­ter uns. Wie wich­tig gera­de unse­re Auf­ga­ben als Bezirk – in der Unter­stüt­zung von Men­schen mit Behin­de­rung, mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen oder auch älte­ren Men­schen – sind und waren, habe ich schon in den ver­gan­ge­nen Haus­halts­re­den auf­ge­zeigt und beto­nen wir wahr­schein­lich alle immer wie­der. Trotz­dem fin­de ich es wich­tig, das an die­ser Stel­le noch­mal zu erwäh­nen. Denn vie­le die­ser Men­schen haben sowohl unter der sozia­len Iso­la­ti­on als auch dem Risi­ko einer Anste­ckung mit dem Coro­na­vi­rus gelit­ten. Man kann die sozia­len und psy­chi­schen Fol­gen der Pan­de­mie und der Gegen­maß­nah­men offen benen­nen ohne dass man gleich­zei­tig die Gefähr­lich­keit des Virus leug­nen muss.

Die ver­gan­ge­nen Jah­re sind aber auch an den Kom­mu­nen, und damit auch an uns als Bezirk, nicht vor­bei­ge­gan­gen. Wäh­rend wir im ver­gan­ge­nen Jahr die Bezirks­um­la­ge sogar noch sen­ken konn­ten, holen uns die Effek­te der letz­ten Jah­re jetzt auch in unse­rem Haus­halt ein. Auch und gera­de des­we­gen, weil die Finan­zie­rung der baye­ri­schen Bezir­ke bis heu­te noch nicht auf siche­ren Bei­nen steht. Ganz im Gegen­teil wur­de die Finan­zie­rung der Bezir­ke durch Ver­wal­tungs­ge­rich­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ja auf noch schwie­ri­ge­re Grund­la­gen gestellt. Des­we­gen brau­chen die Bezir­ke, und auch das ist nichts neu­es, end­lich eine soli­de Finanzierungsbasis.

Dass wir die Bezirks­um­la­ge jetzt mode­rat anhe­ben ist ein sinn­vol­ler Schritt. Dass wir die Anhe­bung durch unse­re Rück­la­gen ein wenig abfe­dern kön­nen, ist ein Glücks­fall – oder auch gute Pla­nung. Aber wir müs­sen natür­lich beden­ken, dass die­se Rück­la­gen damit in naher Zukunft auf­ge­braucht sein werden.

Dem­entspre­chend ist vie­ler­orts ist der Satz zu hören: „Die­sen Sozi­al­staat kön­nen wir uns so nicht mehr leisten.“

Ich war­ne aus­drück­lich davor in die­sen „Sprech“ zu ver­fal­len. Die Sozi­al­wirt­schaft, die Pfle­ge­wirt­schaft und die Gesund­heits­wirt­schaft sind tra­gen­de Säu­len der Gesamt­wirt­schaft und natür­lich unse­re Sozi­al­staats. In der Sozi­al- und Gesund­heits­wirt­schaft arbei­ten mit Abstand die meis­ten Men­schen. Sie bezah­len Steu­ern, es wer­den Hand­wer­kerleis­tun­gen gene­riert, Wirt­schafts­gü­ter wer­den gekauft, gan­ze Regio­nen pro­fi­tie­ren von die­sen Ein­rich­tun­gen als Arbeit­ge­ber und Standortvorteil.

Durch die Fol­gen des Ukrai­ne­kriegs und die Coro­na­pan­de­mie hat sich die finan­zi­el­le Situa­ti­on der Ein­rich­tun­gen der Ein­glie­de­rungs­hil­fe und der Pfle­ge mas­siv ange­spannt. Vie­le Ein­rich­tun­gen sehen sich nicht mehr in der Lage in Sanie­run­gen der Gebäu­de oder Neu­bau­ten zu inves­tie­ren. Die Zuschuss­leis­tung des Frei­staa­tes Bay­ern ist seit Jah­ren nicht ange­mes­sen ange­passt wor­den. Der Bezirk kann dies allein nicht auf­fan­gen. Hier müs­sen neue Finan­zie­rungs­we­ge gemein­sam mit Staats­re­gie­rung und Trä­gern der frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge gefun­den wer­den. Drin­gend erfor­der­lich ist auch die bes­se­re Finan­zie­rung der Ein­rich­tun­gen, die nach Pau­scha­len ver­gü­tet wer­den. Hier droht eine mas­si­ve Unterfinanzierung.

Das größ­te Risi­ko ist aller­dings der Fach­kräf­te­man­gel, der nicht nur droht, son­dern schon mas­siv da ist. 2030 wer­den die letz­ten Baby-Boo­mer in Ren­te gegan­gen sein. Damit wird sich eine nie dage­we­se­ne Fach­kräf­te­lü­cke auf­tun. Auf die­ses Pro­blem hat bis­her nie­mand eine befrie­di­gen­de Ant­wort gefun­den. Nur Jam­mern hilft hier nicht. Es braucht auch den Bürger*innen gegen­über Ehr­lich­keit was die Betrof­fe­nen und ihre Ange­hö­ri­gen erwar­tet. Es braucht eine brei­te gesamt­ge­sell­schaft­li­che mit den Kom­mu­nen abge­stimm­te Stra­te­gie, wie damit umzu­ge­hen ist.

Die med­bo hat die Kri­sen wirt­schaft­lich bis jetzt dank der her­vor­ra­gen­den Arbeit der ver­ant­wort­li­chen Men­schen sehr gut über­stan­den. Aller­dings muss ganz drin­gend auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne die Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rung ange­passt und ver­bes­sert wer­den. Gera­de die psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung, mit dem hohen Anteil an „spre­chen­der Medi­zin“, bedarf einer bes­se­ren finan­zi­el­len Aus­stat­tung. Denn wir müs­sen Tarif­er­hö­hun­gen, Ener­gie­kos­ten­stei­ge­run­gen und Stei­ge­run­gen bei den Beschaf­fun­gen, sowohl im täg­li­chen Bereich als auch im inves­ti­ven Bereich refinanzieren.

Gesun­de Men­schen sind die Basis für eine gesun­de Gesell­schaft und ja, auch für eine gesun­de Wirt­schaft. Gesun­de Men­schen bekommt man mit Prä­ven­ti­on und guter, bedarfs­ge­rech­ter und bedürf­nis­ori­en­tier­ten Medi­zin. Die Maß­ga­be „So viel wie nötig, so wenig wie mög­lich“ und „Hil­fe zur Selbst­hil­fe“ soll­ten die Grund­pfei­ler sein. Wich­tig ist dabei der Fokus auf die Kin­der und Jugend­li­chen und die Arbeit mit den Familien.

Wich­tig für unse­re Gesell­schaft im Gesam­ten ist auch, dass Kin­der und Jugend­li­che Per­spek­ti­ven haben. Dass ihnen natür­lich auch außer­halb medi­zi­nisch rele­van­ter Situa­tio­nen Hil­fe ange­bo­ten wird. Und dass sie zu mün­di­gen Mit­glie­dern unse­rer Gesell­schaft werden.

Dafür ist die Arbeit der Jugend­ver­bän­de, der Jugend­rin­ge und für uns natür­lich allen vor­an des Bezirks­ju­gend­rings enorm wich­tig. Wie für vie­le ande­re Berei­che unse­rer Gesell­schaft, waren die ver­gan­ge­nen Pan­de­mie­jah­re natür­lich auch für die Jugend­ar­beit eine extre­me Her­aus­for­de­rung. Der Bezirks­ju­gend­ring Ober­pfalz hat hier in den ver­gan­ge­nen Wochen und Mona­ten eini­ges geleistet.

Was ich wei­ter­hin ent­täu­schend fin­de, ist die Tat­sa­che, dass es für die Digi­tal Street­work, die bei der Medi­en­fach­be­ra­tung des Bezirks­ju­gend­rings ange­sie­delt ist, immer noch kei­ne Finan­zie­rungs­zu­sa­ge durch den Frei­staat gibt. Das ist tat­säch­lich ein Armuts­zeug­nis vor dem Hin­ter­grund, dass das Pro­jekt nicht nur posi­tiv eva­lu­iert wor­den ist; son­dern auch dafür, dass es immer wie­der – zu Recht –  als Vor­zei­ge­pro­jekt für auf­su­chen­de Jugend­ar­beit gelobt wird.

Zugu­ter­letzt, und auch das ist natur­ge­mäß ein The­ma das vor allem – aber eben nicht nur – jun­ge Men­schen stär­ker betref­fen wird als alle ande­ren; zugu­ter­letzt will ich noch auf die The­men Kli­ma­schutz und Kli­ma­re­si­li­enz zu spre­chen kommen.

Was den Kli­ma­schutz angeht, haben wir die­ses Jahr mit der Ver­ab­schie­dung unse­res Kli­ma­schutz­kon­zep­tes einen Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung gemacht. Wir haben mir Fr. Sten­zel eine kom­pe­ten­te Ansprech­part­ne­rin gewon­nen und mit der Ener­gie­agen­tur Regens­burg einen guten Kooperationspartner.

Für das Sybil­len­bad haben die Geburts­hel­fer des Bades eine aus dama­li­ger Sicht wei­se Ent­schei­dung getrof­fen, als man sich für die Hack­schnit­zel­hei­zung als Ener­gie­trä­ger ent­schie­den hat. Aller­dings rei­chen eine Hack­schnit­zel­hei­zung und ein paar Solar­mo­du­le, zusam­men ein biss­chen Ener­gie­spa­ren, nicht aus, die Ener­gie­wen­de auch im Sybil­len­bad und im Ort Neu­al­ben­reuth ein­zu­läu­ten. Die Ener­gie­wen­de kann nur mit einem intel­li­gen­ten Mix aus Son­ne, Wind und Ener­gie­ein­spa­ren gelin­gen. Des­halb for­dern wir den Bau von min­des­tens 2 Wind­rä­dern auf der Gemar­kung des Sybil­len­ba­des. Die Ener­gie die­ser Wind­rä­der könn­te das Sybil­len­bad und den gesam­ten Ort Neu­al­ben­reuth mit erneu­er­ba­rer Ener­gie ver­sor­gen. Die Anla­gen soll­ten als Bür­ger­wind­kraft­an­la­gen geplant wer­den. Dann haben nicht nur die Inves­to­ren was davon, son­dern auch die Bürger*innen bzw. der Markt Neu­al­ben­reuth und der Bezirk.

Son­ne und Wind schi­cken bekannt­lich kei­ne Rech­nun­gen, sind fast jeder­zeit ver­füg­bar und wer­den immer bes­ser speicherbar.

Dass unse­re Inves­ti­tio­nen in den Kli­ma­schutz jetzt im Ver­mö­gens­haus­halt geson­dert aus­ge­wie­sen wer­den ist für die Trans­pa­renz und auch für die Wich­tig­keit des The­mas auf jeden Fall ein rich­ti­ger Schritt. Auch wenn ich den­ke, dass wir bei den Zie­len deut­lich ambi­tio­nier­ter nicht nur wer­den soll­ten, son­dern sogar müs­sen. Wir kön­nen hier nicht 15 Jah­re hin­ter den Kli­ma­zie­len, die sich der Frei­staat und der Bund für sei­ne Ver­wal­tun­gen gege­ben hat hinterherhinken!

Posi­tiv möch­te ich aus­drück­lich noch her­vor­he­ben, dass wir auch das The­ma Kli­ma­re­si­li­enz immer erns­ter neh­men, nach­dem wir Grü­ne es immer wie­der anspre­chen. Nach­dem die Kli­ma­kri­se auch heu­te schon Rea­li­tät ist, brau­chen wir wirk­sa­me Maß­nah­men, nicht nur gegen extre­me Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen, son­dern auch für Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se wie Stark­re­gen. Weg­wei­send ist nicht nur unser Beschluss, den wir im Bezirks­aus­schuss Mit­te des Jah­res gefasst haben, das The­ma Kli­ma­an­pas­sung bei unse­ren Bau­pro­jek­ten immer mit­zu­den­ken, son­dern auch die Umset­zung der Maß­nah­me in Störn­stein zusam­men mit dem Amt für wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung, die wir ver­gan­ge­ne Woche im Bezirks­aus­schuss beschlos­sen haben.

Zugu­ter­letzt möch­te ich allen Betei­lig­ten, stell­ver­tre­tend Hr. Hirsch, für die Aus­ar­bei­tung und Dar­stel­lung des Haus­halts pla­nen. Wir Grü­ne wer­den dem Haus­halt, wie auch schon in den vor­be­ra­ten­den Aus­schüs­sen, natür­lich zustimmen.

Ich und wir wün­schen allen eine ruhi­ge Zeit und fro­he Fei­er­ta­ge. Sich ein wenig Zeit für sich und sei­ne liebs­ten zu neh­men – das ist natür­lich auch für die eige­ne psy­chi­sche Gesund­heit und Resi­li­enz ganz wich­tig. Vie­len Dank!