Anlass für den Leserbrief ist dieser Artikel bzw. der im zugrunde liegende Sachverhalt in der MZ vom 12. Februar: bit.ly/1KfqhVB
Erstaunlich, unter welchen Zitaten sich Asylgegnerinnen und Asylgegner heute versammeln: Der (angebliche) Urheber des Zitates „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, seinerseits Dramatiker und Dichter Bert Brecht, könnte mit derlei Lamentieren sicher wenig anfangen. Brecht selbst musste aufgrund des menschenverachtenden Nationalismus 1933 aus Deutschland fliehen. „Wo Recht…“, das muss heißen das Recht auf Asyl, das Menschenrecht auf Asyl. Das muss heißen das Recht auf das eigene Leben, das von Krieg und Gewalt bedroht ist. „…zu Unrecht wird…“, und Unrecht ist nicht die Einrichtung eines Flüchtlingswohnheimes vor der eigenen Tür. Unrecht sind vielmehr geplante Asylrechtsverschärfungen. „…wird Widerstand zur Pflicht“, meint nicht den Widerstand gegen Geflüchtete. Widerstand muss es geben gegen den Unwillen, Fluchtursachen endlich zu bekämpfen. Nur so können wir Flüchtlingszahlen senken, denn niemand flieht gerne aus seiner Heimat.
„Keinen verderben lassen
auch nicht sich selbst
jeden mit Glück zu erfüllen
auch sich, das
ist gut“, schrieb Brecht.
Es ist wichtig, die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen. Dazu gehört eine sachliche Debatte, wie sie der Oberbürgermeister immer wieder führt. Populistisch formulierte Unterschriftenlisten helfen hier niemandem weiter, sie vergiften das gesellschaftliche Klima. Sie verderben eine künftige Debatte um die Entwicklung des eigenen Stadtteils. Was wir jetzt brauchen ist mehr Offenheit, mehr Miteinander, mehr Willkommenskultur – anstatt uns über die Unterbringung von Geflüchteten spalten zu lassen!