Haushaltsrede 2021 im Bezirkstag

Herr Prä­si­dent, lie­be Kolleg*innen,

lie­be Beschäf­tig­te und anwe­sen­de Presse,

erfreu­lich posi­tiv ist die Ent­wick­lung unse­rer Haus­halts­zah­len vor dem Hin­ter­grund der Pan­de­mie ver­lau­fen. Das ist natür­lich vor allem dem Anstieg der Gewer­be­steu­er­kraft im Land­kreis Tir­schen­reuth und der Stadt Kem­nath geschul­det. Nicht zuletzt aber sicher auch der Tat­sa­che, dass wir als Bezirk gut gewirt­schaf­tet haben.

Des­we­gen kön­nen wir die Bezirks­um­la­ge im kom­men­den Jahr mode­rat absen­ken. Den Vor­schlag, mit der Umla­ge noch wei­ter nach unten zu gehen, den wir auch schon ver­gan­ge­ne Woche im Bezirks­aus­schuss dis­ku­tiert haben, hal­te ich aller­dings für unse­ri­ös. Im Ver­gleich zu den ande­ren baye­ri­schen Bezir­ken ste­hen wir, was die Bezirks­um­la­ge angeht, sowie­so bereits im unte­ren Feld. Wür­den wir den Hebe­satz für kom­men­des Jahr noch wei­ter sen­ken, könn­ten wir einen Ping-Pong-Effekt bei der Bezirks­um­la­ge in Gang set­zen, den wir ver­mei­den soll­ten. Damit hät­ten weder die Umla­ge­zah­ler noch wir am Ende eine Ver­läss­lich­keit. Und wir wis­sen ja, dass auch unter den Trä­gern eine zu star­ke Absen­kung kri­tisch gese­hen wird.

Aber auch uns selbst hat die Coro­na­kri­se stark gefor­dert. Hier im Haus beim Bezirk, in den Ein­rich­tun­gen und in der med­bo. Ihnen Allen gilt unser Respekt und noch­mals unser Dank.

Unser Dank gilt allen Mitarbeiter*innen, den Abtei­lungs­lei­tun­gen, den Bezirkstagskolleg*innen und natür­lich auch Ihnen Herr Bezirkstagspräsident.

Die sozia­len Ein­rich­tun­gen und auch die med­bo sind wohl mit einem „blau­en“ Auge davon gekom­men. In den letz­ten Mona­ten wer­den Fra­gen immer  lau­ter, ob wir uns die­sen Sozi­al­staat in die­ser Form noch leis­ten kön­nen. Die­se Fra­gen kom­men auch von Kommunalpolitiker*innen.

Wer die­se Fra­ge stellt, hat das Sozi­al­sys­tem mit den Sozi­al­un­ter­neh­men, der Bedeu­tung der Sozi­al­räu­me, der sozia­len Kom­mu­nen, nicht im Ansatz ver­stan­den. All denen emp­feh­len wir drin­gend sich mit dem Schlag­wort Social Return on Invest­ment auseinanderzusetzen.

Der Bezirk Ober­pfalz inves­tiert, ja wir sagen inves­tiert, fast 95 % des Haus­halts in Sozia­le und gesund­heit­li­che The­men­fel­der. Hil­fe zur Pfle­ge, Ein­glie­de­rungs­hil­fe für Men­schen jeden Alters, Hil­fe in schwie­ri­gen Lebens­la­gen. Der Bezirk betreibt über die Med­bo her­aus­ra­gen­de Ein­rich­tun­gen der Psych­ia­trie, Neu­ro­lo­gie, Reha­bi­li­ta­ti­on, Sucht­the­ra­pie, Pfle­ge, der Prä­ven­ti­on, aber auch der Foren­sik. Der sehr gut ange­lau­fe­ne Kri­sen­dienst ist ein wei­te­rer Baustein.

In allen Ein­rich­tun­gen, ob Kli­nik, sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tung, Reha­bi­li­ta­ti­ons­ein­rich­tung oder Ein­rich­tun­gen der Ein­glie­de­rungs­hil­fe arbei­ten Men­schen, die Steu­ern und Sozi­al­ab­ga­ben zah­len. Für den Bau, den Unter­halt und die Reno­vie­rung die­ser Ein­rich­tun­gen wer­den Fir­men, wie Maler­be­trie­be, Instal­la­ti­ons­be­trie­be für Gas, Was­ser, Hei­zung oder Elek­tro gebraucht. Rei­ni­gungs­fir­men sor­gen für Hygie­ne und Sau­ber­keit und den Erhalt die­ser Ein­rich­tun­gen. Die­se Fir­men bezah­len Gewer­be­steu­er, Ein­kom­mens­steu­er, Umsatz­steu­er. Die Mit­ar­bei­ten­den in die­sen Fir­men sind eben­so Steuerzahler*innen und füh­ren Sozi­al­ab­ga­ben ab. Dafür brau­chen sie aber natür­lich auch gute Löh­ne. Auch wenn wir als Bezirk die Arbeit­ge­ber­bril­le auf­ha­ben: Es ist doch erfreu­lich, dass der Lohn in der Pfle­ge immer­hin steigt.

Des­halb sind die fast 95 % Aus­ga­ben im Sozi­al­haus­halt Wirt­schafts­för­de­rung und För­de­rung des Wohl­stands. Und natür­lich sind die­se Sum­men vor allem auch Inves­ti­ti­on in die Unter­stüt­zung von hil­fe­be­dürf­ti­gen Men­schen. Die Bezir­ke sor­gen dafür, dass Bay­ern nicht nur sein sozia­les Gesicht und Gewis­sen behält, nein die Bezir­ke sor­gen mit den Inves­ti­tio­nen auch für den Erhalt von Wohl­stand und Wirtschaft.

Als Stand­ort­fak­tor müs­sen wir auch die Kul­tur begrei­fen, das beto­ne ich immer wie­der. Und, Herr Prä­si­dent, wie ich Ihren Reden ent­neh­me, sind Sie auch die­ser Mei­nung. Eine gute sozia­le Infra­struk­tur und ein kul­tu­rel­les Ange­bot – das sind die wich­ti­gen, wei­chen Stand­ort­fak­to­ren, die eine Regi­on attrak­tiv machen. Des­we­gen begrü­ßen wir die Ent­schei­dung, dass wir – wie auch schon im ver­gan­ge­nen Jahr – die Kul­tur­för­de­rung wei­ter aus­be­zahlt wird. Wir müs­sen dafür sor­gen, dass die Kul­tur­sze­ne in der Ober­pfalz auch nach Coro­na noch ein Fun­da­ment hat, auf dem sie steht. Wir sind vor­sich­tig opti­mis­tisch: Das Ver­an­stal­tungs­bud­get für 2022 ist wie­der auf Vor-Coro­na-Niveau ein­ge­plant. Wir hof­fen alle, dass die Impf­quo­te nun steigt und dass damit auch die geplan­ten Ver­an­stal­tun­gen end­lich wie­der statt­fin­den können.

Inno­va­tiv im bes­ten Sin­ne ist auch, und ich möch­te die­sen Punkt beson­ders her­vor­he­ben, die neue Film­för­der­richt­li­nie im Bezirk. Ich den­ke, es hat sich gelohnt, in den ver­gan­ge­nen Jah­ren das The­ma Pop­kul­tur und die För­de­rung neu­er Medi­en vor­an­zu­brin­gen. Bestehen­des erhal­ten, wie wir es bei der Brauch­tums­pfle­ge, beim Denk­mal­schutz, bei der Gedenk­ar­beit machen – das geht nur dann, wenn wir es in Ver­bin­dung mit dem Neu­en Den­ken. Die Film­för­de­rung ist ein Schritt in genau die­se, rich­ti­ge Richtung.

Nicht zuletzt möch­te ich mich für die Arbeit unse­rer neu­en Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin Fr. Sten­zel in den letz­ten Mona­ten bedan­ken, aber auch bei allen ande­ren an dem The­ma inter­es­sier­ten Ange­stell­ten, die mit ihr zusam­men­ar­bei­ten. Wir neh­men hier als öffent­li­che Hand eine Vor­bild­funk­ti­on ein. Eini­ges haben wir bereits getan, viel mehr liegt noch vor uns – aber ich den­ke, wir sind hier auf einem guten Weg. Stär­ker in den Fokus müs­sen wir in den nächs­ten Jah­ren noch die Kli­ma­fol­gen­an­pas­sung set­zen. Erst letz­te Woche im Kul­tur­aus­schuss konn­ten wir im Bericht aus dem Frei­land­mu­se­um sehen, wie jetzt schon die Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­über­hit­zung gra­vie­ren­de Fol­gen für den Muse­ums­be­trieb und alle Besucher*innen haben.

Ganz zum Schluss, lie­be Kolleg*innen, möch­te ich es begrü­ßen, dass mit dem neu­en Haus­halt auch unse­re Öffent­lich­keits­ar­beit aus­ge­baut wird. Die Auf­ga­ben, die wir heu­te dis­ku­tie­ren, die in dem vor­lie­gen­den Haus­halts­ent­wurf dar­ge­stellt sind; die­se Auf­ga­ben sind es wert, dass wir drü­ber reden. Ich den­ke, wir alle kön­nen stolz dar­auf sein, was hier geleis­tet wird und das des­we­gen auch in die Öffent­lich­keit hinaustragen.